Chronik der Glasfabriks- und Stadtkapelle Köflach

Vorwort

Der Drang nach Vereinsgründungen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg waren besonders bei den breiten Schichten der Bevölkerung, den Arbeitern und Angestellten, vorzufinden. Vor dem Ersten Weltkrieg war es ein Wagnis Vereinigungen zu schaffen, zumal ihr Dasein von kurzer Dauer war. Jahrzehnte vorher war jede freie Vereinsentfaltung untersagt. Wie mächtig die damalige Kamarilla des großen Kaiserhofes war, zeugt daran, dass jede Regung nach Freiheit zunichte gemacht wurde. Im Jahre 1867 schuf man auf Drängen der Arbeiterschaft und des Bürgertums in gewaltigen Aufmärschen vor dem Wiener Parlament das Vereins- und Versammlungsrecht. Wie lange haben unsere Väter noch kämpfen müssen bis es ihnen gelang ihre Zusammenkünfte und Versammlungen, die oft in Wäldern stattfanden, in ein Gastlokal zu verlegen! Ein Aufhorchen war es, wenn sie erzählten, dass es ein jahrzehntelanger Kampf war, ehe sie die Sklaverei, Entrechtung überwinden und die Ketten sprengen konnten. Erst durch die völlige Erreichung der Emanzipation in der ersten Republik konnten weitere Kulturvereine geschaffen werden.

Groß und mächtig war das Interesse bei den Arbeitern und Angestellten. Was vor dem Weltkrieg undenkbar schien, wurde nach dem großen Ringen realisiert. Kulturvereine schossen wie Pilze aus dem Boden. In ihr suchte der Werktätige einen Ausgleich, Entspannung und Erholung. Ob Sport oder Turnverein, ob Gesangs- oder Musikverein usw. jeder dieser Vereine hatte seine Anhänger, Gönner und Freunde.

Viele dieser Vereinsgründungen haben sich aufgelöst, viele wurden sistiert zumal der Stock der Funktionäre der unrichtige, oder aber bei den Mitgliedern die falsche Einschätzung der Arbeit war, groß vermisste man bei den Mitgliedern die nötige Tatkraft.

Nichts von den erwähnten Umständen konnte man bei den Vereinen vorfinden, die Funktionäre an der Spitze stellten, die auf Grund ihrer charakterlichen Eigenschaften die Berufung dazu hatten.

Der Weg der Stadtkapelle war dornig und steinig, dennoch wurde er gegangen und ein Werk geschaffen, welches bis in die Gegenwart getragen werden konnte.

 

- Karl Obermeier

Die Gründung

Junge Männer waren es, die gemeinsam mit der Ortsgruppe der Glasarbeiter und ihrem damaligen Betriebsratsobmann Rudolf Zach die ersten Voraussetzungen zur Gründung der Glasfabrikskapelle schufen. Rudolf Zach wurde in späteren Jahren zum Präsidenten gewählt. Idealisten waren es, die nach ihrer schweren Arbeit am Glasofen „die Glasmacherpfeife“ mit dem Blasinstrument vertauschten und eifrig am „Lernen“ waren. Vor der Gründung der Kapelle gab es zwei Gruppen die sich stark bekämpften. Die Gruppe Berneck, die bereits seit einigen Monaten in Maria Lankowitz bzw. Piberstein eine kleine Blaskapelle hatte, die zweite Gruppe ein Streichorchester, das unter der Leitung des späteren Kapellmeisters Heinrich Bergmann stand. Beide Gruppen waren in ihrer musikalischen Tätigkeit durch den unvollständigen Klangkörper gehemmt.

 

Nach langwierigem „Hin“ und „Her“ kann man zur Einsicht und zur Fusionierung der Gruppen. Beide Teile haben Verständnis gezeigt, zur Freude der Musiker und der Belegschaft der Glasfabrik Köflach.

 

Die Gründung der Kapelle fiel in eine Zeit der beginnenden Weltwirtschaftskrise, der Arbeitslosigkeit und der politischen Kämpfe. Ein beispielloser Terror herrschte in den Betrieben. Ein Söldnerheer der Unternehmen, die Heimwehren wurden großgezogen, um die Interessen der Unternehmer mit Waffengewalt zu schützen. Doch den jungen Idealisten blieb es vorbehalten, ihren vorgezeichneten Weg zu gehen und die Durchführung der Gründung zu vollziehen.

Der Vollständigkeit halber wurde eine Versammlung durchgeführt, die Herrn Karl Reisner zum Obmann wählte. Nach dem ersten Teil der Chronik soll den Gründungsmitgliedern gedacht werden, die mit Hand angelegt haben und ein Werk mit festem Fundament geschaffen haben. Der weitere Teil der Chronik wird aufzeigen, wieviel Liebe, Opfermut, Idealismus und Hingabe es bedarf, um dieses erhobene Werk der Nachwelt zu erhalten.

Die Gründungsmitglieder

Karl Reisner

Heinrich Bergmann

Gebrüder Berneck

Otto Buchberger

Franz Werbitsch

Richard Müller

Franz Zemann

Adolf Zemann

Stefan Zemann

Ludwig Kozlik

Franz Wimmer

Walter Jeschko

Engelbert Domani

Mathias Kumpitsch

 

Die Namen Steinkellner, Angerer, Puffing und Reumüller gehörten ebenso zu den Gründungsmitgliedern, doch war ihre Mitgliedsdauer kurz.

 

Nicht zuletzt war es die Belegschaft der Glasfabrik, an ihrer Spitze der damalige Ortsgruppen- und Betriebsratsobmann Rudolf Zach, 

welcher mit beispielhafter Hingabe der neugegründeten Glasfabrikskapelle mit Rat und Tat zur Seite stand. Er hat die ersten Geldmittel flüssig gemacht, für den Ankauf der Instrumente, die nach einer Sistierung der Kapelle in Nagelberg (Waldviertel) vorhanden waren.

Eine Spendenaktion wurde von der Belegschaft der Glasfabrik durchgeführt und deren Ergebnis dem Obmann Reisner übergeben, wonach er über Veranlassung des Herrn Zach den Ankauf der Instrumente in Nagelberg forcieren konnte.

Nun lag die schwere Last auf den Schultern des jungen Obmanns Reisner. Nach Erledigung sämtlicher Wege die notwendig waren, wurden die ersten Proben durchgeführt. Als Kapellmeister fungierte Herr Weidinger, welcher nach kurzer Dauer, infolge Meinungsverschiedenheiten die Kapelle verließ. Als Nachfolger wurde Franz Berneck bestätigt. Mit großem Eifer ging man an die Arbeit, zumal man einige Musiker hatte, die im Streichorchester als Geiger spielten und daher einer Umschulung bedurften. Für den musikalischen Leiter waren die Aufgaben keine leichten, da man nach Bekanntwerden der Gründer und der Kapelle versuchte, durch Intrigen den Kapellmeister zu veranlassen, seine Stelle zurückzulegen. Diese kleinen Zwischenfälle zeigten auf, dass man im letzten Moment versuchte, einen Keil zwischen die sich gefundenen Gruppen zu treiben.

Durch die volle Hingabe der Musiker ging die Arbeit wesentlich leichter vor sich und so konnte man nach 10-monatiger intensiver Probenarbeit vor die Öffentlichkeit treten.

 

Es war dies der 1. Mai 1930.

 

Marktkapelle

Nachdem die Kapelle bei ihrem ersten erscheinen am 1. Mai 1930 nur mit Marschmusik aufwarten konnte, folgte nach noch im selben Jahr am 12. November ein zweiter Aufmarsch mit einem Platzkonzert. Hier zeigte sich das große Einvernehmen der Musiker zwischen der musikalischen sowie der organisatorischen Arbeit. Das gute Verhältnis wurde vertieft und ausgebaut, alsbald zeigten sich die ersten Früchte.

 

Bei Aufmärschen der sozialistischen Partei sowie bei sonstigen Anlässen, Tanzmusik und Begräbnissen wurde die Glasfabrikskapelle eingesetzt. Nach dreijähriger überaus schwieriger aber fruchtbarer Probenarbeit konnte vor die Öffentlichkeit getreten und ein erstes Platzkonzert mit einem erlesenen Programm vorgetragen werden. Dieses erste Auftreten vor der Öffentlichkeit hinterließ einen überaus günstigen Eindruck. Das Jahr 1933 brachte, durch die Abwanderung des musikalischen Leiters Franz Berneck, neue schwere Probleme. Dass all diese Aufgaben gemeistert werden konnten, war zweifellos der Verdienst des Obmannes Reisner. Mit einer nie versiegenden Geduld lanzierte der Obmann die Geschicke des Vereins und berief als Kapellmeister Herrn Heinrich Bergmann ein. Nun begann in der musikalischen Tätigkeit ein neuer Abschnitt.

 

Heinrich Bergmann, ein Mann in noch jungen Jahren mit großen Idealen und vorzüglichen Eigenschaften ausgestattet, hat die schwere Bürde auf sich genommen und alle Anfangsschwierigkeiten mithilfe seiner ihm zur Seite gestellten Mitarbeiter überwunden. Um einige Mitarbeiter zu nennen, so waren dies außerdem Obmann Reisner, Herr Otto Buchberger, ein im Bezirk bekannter Musiker in der Kapelle als Bassflügelhornist bestens bekannt, Pepsch Berneck als Bassist von großem Format und Vielseitigkeit, Karl Berneck als routinierter Flügelhornist, Franz Zeeman, Franz Wimmer, Ludwig Kozlik, Emmerich Berneck und Franz Verbic, als die ersten Stützen der Kapelle. Nach einer längeren Zeitspanne zeigten sich die ersten Erfolge, die weiter ausgebaut wurden, um dann plötzlich vor einer vollzogenen Tatsache zu stehen. Das Jahr 1934 brachte den ersten von uns nicht gewollten Rückschlag. Es soll hier nicht aufgezeigt werden, wie es zu den Unruhen des Jahres 1934 kam. Nach der Niederwerfung des Aufstandes wurde auch der Verein Glasfabrikskapelle Köflach aufgelöst, seines Geldes beraubt, die Instrumente mit dem vorhandenen Archiv eingezogen und im Kinderheim Köflach deponiert. Eine Anzahl Musiker wurde ob ihrer politischen Tätigkeit in der Sozialistischen Partei verhaftet und in Untersuchungshaft gesetzt. Nach einigen Wochen hatte sich die Schuldlosigkeit dieser Musiker herausgestellt und sie wurden nach und nach wieder enthaftet. Jedwede Vereinsarbeit wurde verboten, bis es nach einiger Zeit den Herren Kotzbeck und Wölfler sen. Gelang, die Kapelle zu reaktivieren.

 

Der Name Glasfabrikskapelle wurde von der Vereinsleitung annulliert und auf Veranlassung des amtierenden Bürgermeisters Kommerzialrat Franz Herunter der Titel Marktkapelle verliehen.

 

Von Markt- zur Stadtkapelle

Die Kapelle trat dem Steiermärkischen Blasmusikverband bei. In den folgenden Jahren nahm die Kapelle einen merklichen Aufschwung. Dadurch konnten außerhalb unseres Bezirkes Blasmusikkapellen besucht werden. Der erste Besuch galt der Werkskapelle Puntigam der Reininghaus AG wo unter anderem die Brauerei besichtigt werden konnte. Am Vorabend des Festes fand in der Restauration ein Festkonzert mit musikalischen Darbietungen vorgeführt von Grazer Gastkapellen statt. Der Festtag brachte das erste Auftreten der Marktkapelle vor einem völlig fremden Publikum, was zu einer guten Kritik geführt hat. Von diesen Erfolgen berauscht, erfolgte einige Wochen später ein weiterer Besuch in Knittelfeld, der von einem durchschlagenden Erfolg gekrönt war. Auf Einladung der Weizer Stadtkapelle, die ihr zehnjähriges Bestandsfest beging, war unter vielen Gastkapellen auch die Marktkapelle Köflach vertreten und konnte, wie bei den zuvor genannten Festen, große Anerkennung finden. Die größte Anerkennung ihres Könnens fand die Marktkapelle zweifellos bei dem Wertungsspiel, welches im August 1937 in Rosental vor sich ging. Zu diesem Wertungsspiel sind 7 Blasmusikkapellen angetreten, die unter einer Jury von 3 Musikprofessoren aus dem Grazer Konservatorium sowie dem ältesten Musikpädagogen und Organisten unseres Bezirkes Herrn Franz Birnstingl stand. Herr Birnstingl war lange Jahre Kapellmeister der Knappenkapelle Hödelgrube. Sämtliche Kapellen standen nach Aussagen der Jury auf einem hohen Niveau. Die Marktkapelle Köflach wählte für das Wertungsspiel den „Telefunkenmarsch“ und die Overture „Kalif von Bagdad“, mit dem Klarinettensolo, vorgetragen von Herrn Rieger Sepperl. Mir, der ich damals zu den Anwesenden gehörte. Bangte sehr um die Marktkapelle, zumal gleichwertige Gegner um den Sieg kämpften. Das Lampenfieber machte bei allen angetretenen Kapellen die Runde und hat auch bei den Kapellmeister nicht halt gemacht. Durch die Disziplin der Musiker und ihre Aufmerksamkeit dem Dirigenten gegenüber, kann ihnen das Lob und die Anerkennung nicht versagt bleiben. Die spannungsgeladene Situation ging vorbei, als die letzte Blaskapelle das Podium betrat und wie alle anderen ihr erstes Debüt lieferten. Der intensiven Probenarbeit der Marktkapelle und ihrer Diszipliniertheit war es zu danken, dass sie dafür den zweiten Preis erringen konnte. Und so kehrte sie „Stolz in der Brust – siegesbewusst“ nach Köflach zurück, um diese Tat gebührend zu feiern. Es war dies die Feuertaufe und sollte für die weitere Zukunft von ausschlaggebender Bedeutung sein.

 

In Würdigung der Verdienste und des beachtlichen Könnens wurde ihr im Jahre 1940 der Titel Stadtkapelle verliehen.

 

Die erste Uniform

Die Organisation hatte umfangreiche Arbeiten zu erledigen, die Mithilfe der Vertrauensmänner und der Belegschaft der Glasfabrik bewältigt wurden. All wöchentlich wurden die Restgroschen der Belegschaft der Glasfabrik der Stadtkapelle zur Verfügung gestellt. Diese gute Geste der Belegschaft hat viel zur Verbesserung der Finanzen beigetragen, zumal sie laufend Zahlungen für Reparaturen von Instrumenten hatte. Sorgen bereitete dem Verein die Uniformierung. Eine einheitliche Uniform kam vor dem zweiten Weltkrieg durch den Ankauf von schwarzen Tuchhosen mit grünen Schnürl-Lampes zustande. Man muss nicht mit jedem Ausspruch mit jeder Tat, die der Obmann Reisner gesetzt hat, einverstanden sein, aber man muss von Bewunderung erfüllt sein, ob seiner schöpferischen Arbeit und seines Organisationstalentes. Er war in der Organisation der ruhende Pol, um den sich die gesamten Arbeiten kreisten. In dieser Zeit fielen auch die Arbeiten des Kapellmeisters auf, der jede verfügbare Stunde zum Notenschreiben verwendete und so Werte geschaffen hat, die heute noch Verwendung finden. Unaufhörlich ging es aufwärts, bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.

 

1941 sah sich die Vereinsleitung infolge der Einbeziehung der jüngeren Jahrgänge zur Wehrmacht veranlasst, die Sistierung der Kapelle vorzunehmen.

Nachkriegsjahre

6 Jahre wurde es still um die Stadtkapelle bis zur Wiederbelebung und Aufhebung der Sistierung im Jahre 1946. Alle Anfangsschwierigkeiten wurden gemeistert, hat doch der Krieg in die Stadtkapelle große Lücken gerissen, die nur schwer zu schließen waren. Mit vereinten Kräften und einer beispielhaften Geduld und Ausdauer ging man neuerdings daran, den guten Ruf als Stadtkapelle zu wahren.

Heinrich Bergmann als musikalischer Leiter der Kapelle wurde vom Österreichischen Roten Kreuz als vermisst erklärt und man konnte ob dieser Tatsache nicht mit einer baldigen Heimkehr rechnen.

2 Jahre leitete Herr Otto Buchberger die Kapelle und brachte sie trotz der enormen Schwierigkeiten auf ein beachtliches Niveau. Herr Otto Buchberger, ist der Sohn des ehemaligen langjährigen Bürgermeisters von Gradenberg, Herrn Hans Buchberger. Im Jahre 1948 hat sich Herr Rudolf Strobel in liebenswürdiger Weise bereiterklärt, die Kapellmeisterstelle zu übernehmen. Herr Strobel hatte als Musiker einen guten Ruf, war doch lange Jahre Chorleiter und Kapellmeister der starken Sozialistischen Jugendgruppe in Wörgl-Tirol. Nach seiner Übersiedelung nach Köflach war Herr Strobl ein volles Jahrzehnt Chorleiter des sozialistischen Arbeitergesangvereins „Vorwärts“. Wegen Arbeitsüberbürdung bat Herr Strobl um seine Suspendierung.

Nun stand die Kapelle wieder einmal vor der Verwaisung. Nach guter Vorarbeit des Obmannes konnte die in unserem Bezirk gut bekannte Persönlichkeit Herr Ernst Schabl gewonnen werden.

Als einstiger Eléve des Mozarteums in Salzburg und des Grazer Konservatoriums brachte Herr Schabl die Voraussetzungen mit – da bessere Lernmethoden ihre Anwendung finden – einen Klangkörper zu bilden, der über manche Schwierigkeitsgrade geht. Wenn wir uns die Zeiten vergegenwärtigen, von der Gründung bis zur Gegenwart, so muss man auch überzeugt sein, dass die Arbeiten im Musikverein, besonders die des Kapellmeisters vor dem Krieg eine überaus schwierige und aufregende war, da er in einer unruhigen Zeit des politischen Hasses der persönlichen Erniedrigung gestanden ist. Intrigen und Diffamierungen standen an der Tagesordnung. Trotzdem ging man den richtigen Weg.

Kapellmeister Schabl fiel mit seiner Arbeit in eine Zeit der politischen und wirtschaftlichen Konstellation und völliger Ruhe. In jene Zeit fällt auch der musikalische Aufstieg der Kapelle. Selbstverständlich soll man nicht immer der ruhigen Zeit das Wort reden, lag es doch in der persönlichen Initiative des Dirigenten, neue Wege zu gehen, Wege zu suchen, um den Klangkörper zu heben, zu vervollständigen. Ungeahnte Möglichkeiten bieten sich dem Kapellmeister als er sah, dass vor allem der Probenbesuch keine Wünsche offen ließ. Was nach Monaten harten Schaffens und des persönlichen Verzichtes auf Freizeit errungen wurde, kam der Öffentlichkeit zugute.
Groß angelegte Konzerte, ob abends oder aber Sonntagvormittags bei freiem Eintritt legten Zeugnis des vielseitigen großen Könnens und gewaltigen Fortschrittes ab. Eines sehen wir zu kritisieren, dass der Besuch der Konzerte zu wünschen übrig lässt.
Bei großangelegten Konzerten, fungierte in liebenswürdiger Weise Herr Karl Zinke, als Conférencier und charmanter Plauderer. Der Musikverein besitzt nicht nur eine Reihe vorzüglicher Musiker, allen voran Kapellmeister Stellvertreter Gustav Moser, sondern viele Gönner und Freunde. Einen besonderen Gönner besitzt die Stadtkapelle in der Persönlichkeit des Herrn Bürgermeisters Alois Edmayer, welcher dem Musikverein jede nur denkbare und mögliche Hilfe angedeihen lässt.

 

Es zeugt von dem großen Verständnis und der Aufgeschlossenheit des Herrn Direktor Alois Gratzl der Stadtkapelle gegenüber, bei auftretenden Schwierigkeiten zu helfen. Aufgrund seiner großen Verdienste um die Stadtkapelle wurde Herr Direktor Alois Gratzl zum Ehrenobmann bestellt.

 

Der Aufgabenkreis der Vereinsleitung wurde umfangreicher, zumal man sich mit Gedanken trug, der Musikerschar eine einheitliche Uniform zu schaffen. Durch das verständnisvolle Zusammenwirken der Stadtgemeinde, des Betriebsrates der Glasfabrik und der Vereinskasse selbst, konnten die Beträge flüssig gemacht und die Uniformierung realisiert werden. Die breite Öffentlichkeit fand die Uniform zweckmäßig.
Eines der schwierigsten Probleme war der Ankauf von Instrumenten auf Normalstimmung. Dass diese Sorgen gelöst werden konnten, war zweifellos ein Verdienst des Obmannes.

 

 

Die 60er Jahre

Eine große Ehre wurde der Kapelle durch eine Einladung der Stadt Graz ein Brunnenkonzert im Stadtpark zu geben, zuteil. Dies war im Jahr 1960.

Als Dank und Anerkennung für die beispielhafte Hingabe der Musiker, die Jahre um Jahr mehr zu leisten imstande sind, vergibt die Vereinsleitung so viel, soviel sie eben zu leisten vermag. Dass die Vereinsleitung auf diesem Gebiet ansprechende Leistungen vollbringt, steht ohne Zweifel fest. Ein Hohelied den Frauen der Musiker, die nie des Alleinseins müde werden und an der Opferbereitschaft der Musiker einen großen Anteil haben.

 

Das Repertoire der Kapelle wurde umfangreicher, war es doch bei der Auswahl durch den Kapellmeister das Sorgenkind. Die Fülle, der Konzerte reif gewordenen Programme boten für jeden etwas.  Und diese musikalischen Vorbereitungen waren von ausschlaggebender Bedeutung. Dass dieser Weg, den der Dirigent eingeschlagen hat, der Richtige war, beweist die Tatsache, dass der gegenwärtige Stand des musikalischen Könnens ein Niveau erreicht hat, wie nie zuvor. Als Beweis der Richtigkeit dieser Angaben sollen zwei Einladungen im Jahre 1961 dienen.

Die erste Einladung erfolgte von der Wiener Stadtkapelle, dort selbst ein Frühschoppenkonzert zu starten. Das Angebot wurde dankend angenommen und hat sich bei dem Konzert in Massenbesuch von circa 10.000 Zuhörern eingefunden. Ein Strauß bunter Melodien wurde dem Wiener Publikum kredenzt, welcher mit Begeisterung und frenetischen Jubel aufgenommen wurde.
"Für uns daheim war es ein erhebendes Gefühl des Stolzes, am Rundfunkgerät den Darbietungen zu lauschen." Mit diesem Auftreten hat die Stadtkapelle der Stadt Köflach alle Ehre gemacht. An dieser Stelle soll nicht nur dem Kapellmeister und dem Obmann mit seinen Mitarbeitern, sondern der ganzen Kapelle der Dank für ihr diszipliniertes und vorbildliches Verhalten ausgesprochen werden.

Einige Wochen später folgte man der Einladung der Hannoverschen Messe AG, die durch einen bekannten Geschäftsmann zustande kam. Während der Dauer der Messe vom 2. September bis 9. September 1961 wurden an geeigneten Städten in und um Hannover herum Gastkonzerte gegeben.

Unvorhergesehene Umstände sind eingetreten, wovon den Musikern alles abverlangt wurde. Obwohl die Einquartierung und Verpflegung ausgezeichnet war, blieb es doch ein strapaziöses Unternehmen. Körperliche und seelische Belastungen gepaart mit Liebe und Kameradschaft, ließen auch dieses Werk gelingen. Gastkonzerte gab man in Peine, Ölsburg, Hildesheim, Celle und Hameln. Durch die ausgezeichneten Vorbereitungen konnte auch diese Hürde genommen werden. Aus Zeitungsmeldungen konnte man eine vorzügliche Kritik entnehmen. Die Zahl der Konzertbesucher belief sich in jeder Stadt auf zirka 1.500 Personen. Dies war die erste größere Konzerttournee und hatte die Kapelle, ob ihre enormen Belastungen, bedeutende Erfolge einheimschen können. Ein Pauschallob den Musikern für den beispielhaften Einsatz und ihre Opferbereitschaft, musste nicht nur jeder einzelne Musiker acht Tage seines Gebührenurlaubes Opfern, sondern auch noch die schwersten körperlichen Belastungen auf sich nehmen.

 

Das Jahr 1963 brachte der Kapelle keine nennenswerten Ereignisse, außer des Urlaubes, welcher in Abbazia genossen wurde.

 

Es muss gesagt werden, dass die Glasfabriks- und Stadtkapelle vom kulturellen Leben der Stadt Köflach nicht mehr wegzudenken ist. Sie geht ihren Weg, der ihr bei der Gründung vorgezeichnet wurde, zur Freude der Bevölkerung unserer Stadt weiter.

 

 

März 1965, Karl Obermeier